Jüdische Geschichte Amsterdam
Jüdische Geschichte Amsterdam
Rundführungen Jüdisches Amsterdam mit Jeanette Loeb
Jüdische Geschichte Amsterdam
Rundführungen Jüdisches Amsterdam mit Jeanette Loeb

Jüdische Geschichte von Amsterdam

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Einführung: Mokum

Amsterdam war einmal ein Zentrum jüdischen Lebens. Dies zeigt sich an Hand der Bezeichnung “Mokum”, wobei viele Amsterdamer nichts vom jiddischen1 Ursprung dieses Kosenamens der Stadt wissen. “Mokum” bedeutet “Platz”- ein guter Platz für Juden. Seit Ende des 16. Jahrhunderts flüchteten Juden sowohl aus Spanien und Portugal als auch aus Mittel- und Osteuropa nach Amsterdam. In ihrer Heimat wurden sie verfolgt. Amsterdam war die einzige europäische Stadt, in der Juden in Freiheit ihren Glauben ausüben konnten. Ca. 50 % der niederländischen Juden hat sich schon seit jeher in Amsterdam niedergelassen. Auch heutzutage ist der Einfluss jüdischen Lebens in Amsterdam noch an den vielen jiddischen Ausdrücken merkbar: de mazzel, geinponem, lef – um nur einige Beispiele zu nennen.

Erste jüdische Flüchtlinge

1492 verbietet die römisch-katholische Kirche in Spanien jeden anderen Glauben. Jüdisches Leben wird somit unerträglich. Juden, aber auch Moslems verlassen fluchtartig Spanien. Viele Juden flüchten nach Portugal, nicht ahnend, daß die Inquisition sie auch dort verfolgen würde. Trotz Taufe finden viele Juden auf dem Scheiterhaufen ihren Tod. Die ersten Juden, die nach Amsterdam ziehen, sind portugiesische Händler: Sefardim2, auf der Flucht vor der Inquisition3. Die Stadtverwaltung interessiert sich für den Handel, den sie mit den portugiesischen Kolonien in Südamerika treiben. Schnell kommt es auch in den niederländischen Kolonien (Karibik und Surinam) zu Handelsaktivitäten. In dieser Zeit wächst Amsterdam zum wichtigsten europäischen Handelszentrum heran. Das 17. Jahrhundert wird unser Goldenes Zeitalter.
Gewissensfreiheit

1572 erlangen die sieben nördlichen Provinzen als Folge des Aufstandes gegen Spanien ihre Unabhängigkeit. Die Republik der sieben vereinigten Niederlande wird ausgerufen. 1579 kommt es zur Unterzeichnung der Union von Utrecht. Eines der Grundrechte ist die persönliche Gewissensfreiheit für alle Einwohner –europaweit das erste Gesetz zur Gewissensfreiheit. Praktisch gesehen ist die katholische Kirche zwar verboten, Katholiken werden aber nicht verfolgt. Dadurch fühlen sich auch die portugiesischen und spanischen Juden sicher, die rund 1600 nach Amsterdam geflüchtet sind. Sie beschließen, zu ihrer Religion und ursprünglichen Kultur, dem Judentum, zurückzukehren.

Ausübung des jüdischen Glaubens

1602 spricht man zum ersten Mal offiziell von der Ausübung jüdischen Glaubens. Rabbi Uri Halevi reist nach Amsterdam um die Neuankömmlinge zum jüdischen Glauben zurückzuführen. Er wird des Verkaufs verbotener Dinge beschuldigt. Er leugnet, gibt aber zu “Seine Religion auf jüdischer Weise hier in der Stadt ausgeübt zu haben” – und wird freigelassen . 1639 wird die erste öffentliche Synagoge eingeweiht.

Jüdische Flüchtlinge aus Mittel- und Osteuropa

Rund 1600 lässt sich auch eine kleine Gruppe mitteleuropäischer Juden in Amsterdam nieder. Es kommen immer mehr osteuropäische Juden, die ab der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts von den Kosacken verfolgt werden. Unter dem Kosackenführer Bogdan Chmielnicki sterben zwischen 1646 und 1660 tausende Juden aus Polen und dem west- russischen Reich. Diese aschkenazische4 Gemeinschaft wird schließlich größer als die portugiesische. Bis heute repräsentieren diese beiden Gruppen die jüdisch-orthodoxe Gemeinde in Amsterdam.

Zweiter Weltkrieg

Bis zum 2. Weltkrieg sind 10% der Amsterdamer Bevölkerung Juden. Von den ca. 800.000 Einwohnern gibt es also ca. 80.000 Juden. Die Shoa, die Judenverfolgung, hat die jüdische Gemeinschaft dezimiert. Nur 20%, ca. 15.000 Juden, haben die Shoa überlebt. Diese unglaubliche Leere ist jetzt spürbar. Die Erinnerung an die jüdische Vergangenheit steht in keinem Verhältnis zu ihrem Verlust.

Aktives jüdisches Leben in Amsterdam

Inzwischen hat die 2. und 3. Generation das jüdische Leben wieder fortgesetzt. Amsterdam kennt ein aktives jüdisches Leben. Es gibt diverse jüdische Glaubensgemeinschaften, von orthodox bis sehr modern. Die jüdische Gemeinschaft verfügt über eigene Unterrichtsinstitutionen, Gesundheitswesen und Sozialarbeit.
Das Jüdische Historische Museum ist das Zentrum des jüdischen Kulturlebens. Zu den jährlichen Kulturfestivals zählt das jüdische Musikfestival. Mehrere Chöre singen jüdische Lithurgie u.a.
Das jüdische Wochenblatt NIW (Nieuw Israëlitisch Weekblad) berichtet über nationale und internationale Nachrichten. Außerdem gibt es den jüdischen Sender (Radio und TV)
Die Universität Amsterdam bietet einige jüdische Studien an. Amsterdam hat zwei wichtige jüdische Bibliotheken: Ez Chaim-Livraria Montezinos (im Komplex der portugiesisch-israelitischen Gemeinde) und die Bibliotheka Rosenthaliana (gehört zur Universität Amsterdam).
Im Süden der Stadt befinden sich einige jüdische Geschäfte und Restaurants.

Lernen Sie das Jüdische Amsterdam kennen

Durch die Kombination von modernem Leben einerseits und Erinnerungen an die jüdische Gemeinde der Vorkriegszeit andererseits ist Amsterdam sicherlich einen Besuch wert. Lassen Sie sich deshalb von Jeanette Loeb rundführen. Sie garantiert Ihnen einen spannenden und persönlichen Besuch der Stadt.

Fußnoten:

  1. Jiddisch: die Sprache der osteuropäischen (aschkenasischen) Juden
  2. Sfarad: hebräisch für Spanien
  3. Inquisition: das Gericht der katholischen Kirche
  4. Aschkenaz: hebräisches Wort für Deutschland, als die Juden im Mittelalter in Deutschland verfolgt wurden und nach Osteuropa zogen.